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Ich habe einen Neujahrswunsch: Ich wünsche mir, dass möglichst viele junge Leute bereits früh die Arbeitswelt selbst kennen lernen und auch beginnen finanziell auf eigenen Füssen zu stehen. Dieser Wunsch, der den Familien und den heranwachsenden Kindern helfen kann, ist in der Schweiz bei 2/3 der Jugendlichen der Normalfall, nicht aber im nahen Italien.

Eigentlich erstaunlich, dass Italien vorwiegend auf eine auf vor allem theoretische Ausbildung setzt. Italien war zur Zeit der «Renaissance (1400-1520 ca.)» der Vorreiter in der Ausbildung von jungen Menschen, die in den Handwerksstuben und Kontoren der «Maestri» ihre Kunst lernten. Wohl aus diesem Grunde prägte sich der Begriff der …  «Art-igiani», was vom Wort «Kunst = Arte» kommt. Im Gegensatz zum Wort «Handwerker» auf Deutsch. Eigentlich ein falscher Begriff, denn wer mit den Händen arbeitet muss mit Kopf, Professionalität und Einsatz dabei sein.

Der damalige Erfolg in der italienischen «Renaissance» war gross. Noch heute steht alle Welt staunend vor dem, was die damaligen Italiener an Kunstschätzen und epochalen Erfindungen erschufen. Sei dies von den privaten und öffentlichen Palazzi zu den religiösen Bauten und natürlich zum damals modernsten Transportsystem in Europa, den Wasserkanälen mit Schleusen. Kein geringerer als Leonardo da Vinci hatte sie perfektioniert.

Ohne den Schiffstransport auf dem Wasser hätte der Dom von Mailand nicht mit dem Marmor aus Candoglio der Provinz VCO gebaut werden können. Und vergessen wir nicht, dass die erste Bank auf unserem Kontinent die «Genueser Banco di San Giorgio (1407)» war. Dort lernten die jungen Leute mit Zahlen, Geld und Kreditbriefen umzugehen. Ein Wissen, welches über die Alpen exportiert wurde.

Warum hat sich in Italien die Ausbildung der jungen Leute vom «Arti-giano, dem Handwerk» fast vollständig zur theoretischen Schulung gewandelt? Es könnte sein, dass der «Titel» eines universitären «Dottore» noch vor einigen Jahrzehnten die Türen zu gut besoldeten Stellen öffnete. Inzwischen ist dies nicht mehr sicher.

In der nahen Schweiz hat sich das System «der ehemaligen Werkstuben der Renaissance» zum sogenannten «Dualen Ausbildungssystem» perfektioniert. Normalerweise erfolgt für die jungen Bewohner der Schweiz der Beginn einer der 254 möglichen Berufsausbildungen bereits im 16. Lebensjahr, nach 6 Primar- und drei Sekundarschuljahren.

Die jungen Leute unterschreiben einen Lehr-Vertrag mit einer Firma.  Ab dem ersten Tag in der «Lehre» werden sie Schritt um Schritt in die nationale Wirtschaft eingebunden. Zusätzlich zur Praxis gehen sie auch bis zu zwei Tagen in der Woche in die Theorie-Schule. In den zwei bis drei Lernjahren entwickeln sie sich beruflich und privat zu Berufsleuten und verantwortungsbewussten Bürgern. Dafür erhalten sie auch einen monatlichen Lohn, der jährlich erhöht wird und die Möglichkeit gibt auch ausserhalb der Familie ins Leben einzusteigen. Er liegt im ersten Lernjahr bei 800 Franken. In den weitern Lernjahren kann bis ca. 1200 und 1800 steigen.

Was mich freut, dass bereits jetzt junge Ossolani im nahen Wallis eine Lehre absolvieren. Natürlich braucht es dazu auch gute Sprachkenntnisse in der Deutschen oder Französischen Sprache, den Nachbarsprachen des Ossola. Die jungen Leute werden ihr Können auch später zuhause anwenden können. Mit hoher Qualität und vielleicht auch mit dem Ziel eine eigene Firma zu gründen. «Handwerk hat goldenen Boden», sagt das alte Sprichwort.

Walter Finkbohner

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Die Lehrenden von “Victorinox”, die kommerziell oder technisch am Erfolg der weltberühmten Firma teilhaben.

Ein Beispiel aus dem Südpiemont: Die Stadträtin von Gavi ist beruflich Meister in der kunstvollen Bemalung der historischen Häuser. Sie erwartet sehnlichst junge Leute die sich für die ihre Kunst interessieren.